Ein Bericht und Fotos von Gudrun Lipka-Basar – Danke an sie!
Die Sonne scheint endlich nach zahlreichen Regengüssen und Windböen an diesem Tag. Der Wechsel des Wetters als Bild für den Wechsel im Leben wird uns heute begleiten. Ich stehe vor einer der weit geöffneten Türen des „Kleinen Michel“ und genieße die Sonnenstrahlen. Einige wenige Besucher sind schon in der Kirche, andere begrüßen sich auf dem Kirchenvorplatz. Man freut sich, den anderen zu sehen. Heute ist meine dritte Teilnahme bei Fratello, die beiden anderen Treffen waren vor Corona.
Leise Musik aus der Kirche.

Vor dem Altar steht ein Bild von Sieger Köder „Das Mahl der Sünder“. Jeder bekommt einen kleinen Zettel mit einer Kopie des Bildes. Die Fratelloianer*innen haben Platz unter Einhaltung der Corona-Bestimmungen genommen, es sind weniger Menschen als sonst.
Die Andacht

Psalm 23 / Der Gute Hirte
Ubi caritas et amor, ubi caritas Deus ibi est -Wo Nächstenliebe ist und Liebe, dort ist Gott.
Musik und Worte sind zurückhaltend aber präsent. Ich habe das Gefühl, sie tragen mich – jetzt und während der gesamten Andacht.

Das Evangelium / Mt 11, 25–30

Pastor Bezikofer wirft Fragen auf, gibt Impulse. Was heißt es, jemanden zu kennen, sich selbst zu kennen? Jemanden ansehen, akzeptieren, lieben – so wie Gott uns begegnet!
Unsere Blicke werden auf das Bild vor dem Altar gerichtet:

Menschen verschiedener Herkunft, mit verschiedenen Biografien, zum Teil gezeichnet vom Leben sitzen gemeinsam am Tisch des Herrn. Wir sehen ihn nicht, nur seine Hände, die das Brot halten. Aber wir fühlen seinen Blick auf Augenhöhe und die Liebe, die keinen Unterschied macht zwischen den Menschen. Eine Liebe, die unaufdringlich aber anwesend ist, so wie die einzelne Rose auf dem Tisch.
Es ist schon merkwürdig. Ich kannte das Bild aus dem ARD Fernsehgottesdienst zu Fronleichnam. Da war mein Zugang ein eher theoretischer.
Heute ist das anders. Ich erinnere mich an einen Spiegel, den wir in unserer Gemeinde einmal vor den Altar gestellt haben. Er spiegelte für die Menschen in der Kirche ein sonst eher kaum wahrnehmbares Kirchenfenster in hellem Licht.
Das Bild vor dem Altar ist heute für mich genauso ein Spiegel. Ich sehe uns, die wir hier versammelt sind. Wir miteinander auf Augenhöhe, mit unseren unterschiedlichen Lebenswegen und doch gleich in der von Gott gegebenen Würde. Und Gott sieht uns an und macht in seiner Liebe keinen Unterschied.
Das gibt ein Gefühl der Gemeinschaft, das auch beim Vortragen unserer Fürbitten spürbar wird und das uns in dieser besonderen Zeit hoffentlich auch tragen kann.

Ich freue mich auf das nächste Treffen.